Beltane und die Naturwesen - alles nur Kinderkram?

Catherine Weitzdörfer • Juni 02, 2023

Die Zeit der Elfen, Zwerge und Faune.....


Wir nähern uns dem Maifest! Die Obstbäume und Sträucher blühen in rosa und weiß und es kommen immer wieder herrliche Duftwolken an unserer Nase vorbei – für mich jedes Jahr der eindeutige Hinweis, dass Beltane nahe ist. Das Maifest ist das Fest der Sinne schlechthin, das Fest des Genießens, das Fest des Lebens. Gegenüberliegend auf dem Jahresrad finden wir das Ahnenfest Samhain / Halloween, das Fest für die Toten. Beltane dagegen ist der Gegenpol, das Fest für die Lebenden mit allem, was zum Leben dazu gehört. Es war einst das Fest des Sommerbeginns (da war es etwas wärmer auf der Erde als jetzt) und der heiligen Hochzeit zwischen der Muttergöttin (der Erde) und dem gehörnten Gott oder dem grünen Mann oder dem Sonnengott, seine Gestalt wechselt je nach Region und Zeit und Überlieferung. Gleich bleibt aber, dass es immer um die Vereinigung des männlichen und weiblichen Prinzips geht, damit das Leben weitergeht und Fruchtbarkeit möglich ist auf dieser wunderschönen Erde.
 
Ganz wichtig für die Lebendigkeit und das Wachstum sind auch die Naturwesen, die besonders zu Beltane sehr aktiv und präsent sind (und auch noch zur Sommersonnenwende, wie in Shakespeares Sommernachtstraum zu lesen ist), also die Elfen, Feen, Zwerge und Faune. Alles nur Märchen? Kinderphantasien? Tja, das dachte ich auch mal. Ja, die Kinder können diese Wesen bis zu einem bestimmten Alter oft noch sehen, aber wir Erwachsenen erklären ihnen dann, dass sie sich das nur einbilden und dass das ja nicht „echt“ ist. Tatsächlich verliert sich diese Wahrnehmung auch ganz von selber wieder in den meisten Fällen wenn wir älter werden. Aber sind die Naturwesen dann deshalb ganz bestimmt nur Phantasiewesen? Nun, ich habe inzwischen ein paar Menschen getroffen, die sagen, dass sie die Naturwesen sehen können. Ich selber kann das nicht, meine aber, dass ich ihre Anwesenheit an bestimmten Plätzen fühlen kann. Dort ist dann eine sehr besondere Lebendigkeit zu spüren und es „packt“ einen irgendwie etwas an diesen Orten, das man aber nicht richtig fassen und erklären kann, es flirrt könnte man sagen. In GB gab es einen Mann, Roc genannt, mit vollem Namen R. Ogilvie Crombie (1899 - 1975), der ausführlich von seinen Begegnungen mit den Naturgeistern berichtet und mich damit in meiner eigenen, intuitiven Wahrnehmung bestätigt hat. Er war eng verbunden mit der Findhorn Gemeinschaft in Schottland, die wir 2019 besucht haben, ein wirklich wunderbarer Ort. Dort wuchsen an einem völlig ungeeigneten Platz was die Bodenbeschaffenheit angeht (Sanddünen), unfassbare Erträge an Gemüse und anderen Pflanzen, rein aus dem geistigen Verbinden und der Kommunikation mit den Wesen der Natur. Mich hat dieser Mensch Roc sehr berührt und ich finde seine Schilderungen einerseits total phantastisch und gleichzeitig sehr geerdet und authentisch. Er selbst erklärt die Wahrnehmung dieser Wesen auch als eine Energie, die spürbar ist, die Lebenskraft, die allem innewohnt letztlich, doch da der menschliche Geist einfach Formen braucht um sich etwas vorstellen zu können, das er unspezifisch wahrnimmt, entstanden die Bilder von Feen, Elfen etc. Zur weiteren Lektüre kann ich zwei Bücher sehr empfehlen, wenn Ihr da mal tiefer vordringen wollt in diese zauberhafte, lebendige Welt der Naturwesen, die so voller Liebe ist: 1. Der magische Garten von Findhorn (https://www.aurinia-shop.de/de/findhorn-gemeinschaft-der-magische-findhorn-garten) und 2. Der Mann, der mit den Elfen sprach (https://www.pranahaus.de/der-mann-der-mit-den-elfen-sprach-3610600 ).
 
Ja und nun zurück zu Beltane: da es die vorrangige Aufgabe der Naturwesen ist, wachsen zu lassen, Leben anzuregen und Lebendigkeit zu verströmen, ist es nur naheliegend, dass dieses Fest genau das ihre ist. Vielleicht kommt ihr gelegentlich auch an Plätze, gerade jetzt in dieser aufbrechenden Zeit, wo ihr diese besondere Qualität spüren könnt…. Wenn Ihr mögt, öffnet Euch doch einfach mal dafür und beobachtet mit allen Sinnen (auch den inneren), was geschieht! Über Erfahrungsberichte freue ich mich!
 

von Catherine Weitzdörfer 03 Okt., 2024
Das Ahnenfest Samhain ist wohl das innigste im ganzen Jahreskreis. Ganz im Gegensatz zu dem gruseligen Spektakel, das wir heutzutage als Halloween kennen, ist das alte Fest, das aber genau so genannt wurde (von „all Hollows Eve“ = Abend vor Allen Heiligen), eine Zeit, in der die Schleier zwischen den Welten extrem dünn sind und in der wir durch die aufziehenden Nebel hinweg mit denen in Kontakt treten können, die bereits in der Anderswelt weilen. Diese sind aber keine gruseligen Gespenster, sondern unsere liebevollen Ahnen, die uns von der anderen Seite aus leiten, begleiten und beschützen. Es müssen nicht immer Blutsverwandte sein, auch sogenannte spirituelle Ahnen (im Gegensatz zu biologischen Ahnen) gibt es, mit denen wir eine besondere Seelenverbindung haben können und die auf uns schauen, auch verstorbene Tiere können das sein. Für die biologische Ahnenlinie allerdings ist diese Zeit ganz besonders wertvoll um Heilung und Klärung ins System zu bringen. Wir können, wenn wir uns ein wenig Zeit zur Innenschau nehmen, z.B. eine Ahnenkerze anzünden und uns in meditative Stille begeben, unsere Ahnen einladen, mit uns in Kontakt zu treten und uns ihre Botschaften zu übermitteln. An eine solche Begegnung, ich glaube es war vorletztes Samhain, kann ich mich sehr gut und ganz klar erinnern und sie trägt mich immer noch. Ich weiß tatsächlich nicht mehr, ob ich mich direkt mit meinem Opa verbunden hatte oder ob ich allgemein meine Ahnen eingeladen hatte zu mir, aber das tut nichts zur Sache, denn beides ist möglich. Jedenfalls war mein Opa im richtigen Leben, wie so viele seiner Generation ein zutiefst traumatisierter Mann, gezeichnet von Krieg und Vertreibung. In seinem Leben hier war er dem entsprechend eher hart, meist freudlos, sehr in sich gekehrt, vielleicht auch etwas verbittert, was ja absolut nachvollziehbar ist. Natürlich habe ich ihn dann aber als Kind nicht als einen besonders liebevollen und zugewandten Menschen erlebt. In dieser Seelenbegegnung nun kam mir die tiefe innere Erkenntnis, wie schwer das alles für ihn war, ich konnte es wirklich fühlen (nicht nur mit dem Kopf verstehen) und v.a. konnte ich zutiefst begreifen, was für eine immense Leistung es war, dass er bis zum Ende (er wurde fast 84 Jahre alt) für seine Familie da war, dass er nicht dem allem selber ein Ende setzte in all diesem Kummer und dieser Verzweiflung, dass er für die Seinen gesorgt hatte und all das so viele Jahrzehnte ausgehalten hat. Durch dieses Hinschauen und diese Anerkennung und Wertschätzung konnte ich in der inneren Begegnung mit ihm eine solch starke Erleichterung, Dankbarkeit und Freude spüren, das war wirklich unglaublich. Und dann floss nur noch Liebe und diese Liebe von ihm spüre ich seitdem immer sofort, wenn ich an diese Begegnung denke, wenn ich sein Bild vor meinem inneren Auge habe. Mein Bild von ihm hat sich durch diese Begegnung stark und nachhaltig verändert – ich sehe wenn ich an ihn denke nicht mehr den verbitterten, traumatisierten Mann vor mir sondern einen zutiefst liebevollen Menschen, der aus dieser großen Dankbarkeit und Freude, gesehen und anerkannt zu sein, im Gegenzug nun immer mein verlässlicher und zuverlässiger Ahne ist, den ich immer rufen und um Hilfe bitten kann. Diese Art der seelischen Begegnung und Heilung ist in dieser Zeit, wenn die Nebel kommen und die Nächte lang werden, leichter möglich als sonst im Jahr. Daher lade ich Euch ein, Euch Zeit und Ruhe zu nehmen dafür und offen zu sein. Es ist so vieles möglich! In früheren Zeiten haben die Menschen an Samhain sehr bewusst die Ahnen eingeladen zu sich. Sie haben ein Gedeck für sie bereit gelegt in dieser Nacht und Kürbisse (bzw. waren es zunächst ausgehöhlte Rüben) mit Lichtern darin an den Türen und Fenstern aufgestellt – aber nicht um andere zu gruseln, sondern um den Ahnen den Weg ins Haus zu leiten und sie an den heimischen Herd einzuladen. Wie sich doch alles verdreht hat und wie traurig das ist, dass wir heute dies alles als Gruselspektakelevent präsentiert bekommen. Dass uns Angst gemacht wird vor allem, was wir nicht sehen bzw. mit dem Verstand begreifen können, vor dem Tod und vor den Toten. Die Weltsicht unserer Vorfahren war da im Gegenteil so tröstlich, denn für sie war der Tod einfach ein Wechsel der Form und alles war nebeneinander gegenwärtig, die Anderswelt war nichts Furcht einflößendes – so etwas wie eine Hölle war überhaupt nicht vorstellbar in diesem alten Weltbild. Wenn wir uns auf das Erfahren dessen einlassen, können wir da vielleicht auch wieder hin finden, können das Düstere und Bedrohliche gehen lassen und damit auch leichter und angstfreier unser Leben leben. Auch das liegt im Feiern von Samhain…… Das Jahreskreisfest der Ahnen markiert in der Natur das Eintreten in die Zeit der tiefsten Dunkelheit, es war der Beginn des Winters (die Wintersonnenwende / Mittwinter ist die Mitte und Imbolc dann das Ende des Winters) und für unsere Vorfahren war es dazu auch Neujahr, jetzt begann für sie das Neue. Für uns mag das seltsam sein, aber aus der Sicht der Natur ist es durchaus nachvollziehbar, denn alles Neue hat seinen Anfang im Dunkeln. Der Same keimt in der dunklen Erde, das Kind kommt aus dem dunklen Mutterleib. So empfanden die Menschen früher die Zeit jetzt nicht nur als das Ende des Sommers, sondern – da sie ja eine zyklische und nicht eine lineare Weltsicht hatten – gleichzeitig als Beginn des Neuen, ein ewiger Kreis von werden, sein, vergehen und wieder-werden, der Kreislauf des Lebens, der Jahreskreis. Dies zu leben ist unglaublich verankernd in unserem Dasein als Teil der Natur und der Welt und gibt Halt und Orientierung. Daher lade ich immer wieder herzlich ein, dies in den Ritualen zum Jahreskreis gemeinsam zu feiern und zu spüren (was noch schöner und v.a. kraftvoller ist!!!). Lasst uns gemeinsam immer wieder zur Ahninnenzeit wenn es in den November hinein geht dieses innige, das Herz wärmende und die Seele nährende, Heilung und Frieden bringende Fest im Kreis feiern!
Kreis mit Sitzkissen und Decken und einer dekorierten runden Mitte
von Catherine Weitzdörfer 29 Sept., 2024
Was passiert, wenn Frauen in einem Kreis zusammen sitzen, der egalitär und ohne Hierarchien ausgerichtet ist, in dem jede gleich ist, in dem sie einander stärken und unterstützen, in dem sie einander die alten Geschichten und Mythen erzählen, in dem sie mit ihren weisen Händen Schönes oder Heilsames oder Nährendes herstellen, in dem sie zusammen heilige Plätze besuchen und ehren, in dem sie Frau sein u nd sich einander über alles mitteilen können, was das Frau-sein ausmacht? Es entsteht Erinnerung und Anbindung auf tiefster Ebene. Alle diese Dinge, die in einem solchen Kreis geschehen, öffnen Tore in unserer Seele, die sich auf diese Weise beginnt zu erinnern, dass es eigentlich und ursprünglich so war, dass diese Kreise unsere Wurzeln sind, dass diese Art weiblicher Verbundenheit uns vertraut ist, dass es so eigentlich sein muss. So können wir langsam aufsteigende Ahnungen bekommen, wie (Zusammen-)Leben auch sein kann und wir können unser tiefes, heiles, kraftvolles und im besten Sinne machtvolles Frauen-Selbst wieder finden. Das, was wir in diesen Kreisen erinnern ist unsere tatsächliche matriarchale Vergangenheit, unsere indigene Verankerung hier in Europa wo wir leben und wo es vor langer Zeit, im damaligen Alt-Europa, tatsächlich auch so war. Und es ist gleichzeitig so wunderbar und hilfreich, dass wir durch die lebendigen matriarchalen Kulturen sehen können, dass es auch in der heutigen Zeit und in der „zivilisierten“ Welt möglich ist, auf diese Weise als Gesellschaft zu leben. Das gibt uns Inspiration und Hoffnung und zugleich ganz praktische Anleitung zum „Üben“ matriarchalen Lebens. Ein schönes, ganz kleines aber so viel veränderndes Beispiel: in der letzten Jahresgruppe kam von einer Frau, nachdem ich einiges aus den Filmen von Uscha und Dagmar Lilly erzählt hatte, der Impuls, dass wir unsere gemeinsam gekochte Mittags-Suppe so verteilen, dass immer eine der anderen gibt und nicht – wie wir das so gewohnt gewesen wären – eine nach der anderen sich aus dem Topf selber nimmt. Wir zelebrieren das inzwischen und freuen uns jedes Mal so über dieses schöne Gefühl, das dabei entsteht, wenn jede gibt und jede bekommt. Auch sehen wir immer wieder bewusst, wie leicht alles geht, dadurch, dass wir in diesem Kreis immer einander unterstützen und jede sieht, was gerade gebraucht wird, z.B. beim Kochen oder auf dem Weg durch den Wald. Das alles sind Dinge, die wir FÜHLEN und ERFAHREN, was einen riesengroßen Unterschied macht zum WISSEN des Verstandes. Wir können wirklich viel lesen und anschauen und das berechtigterweise super gut finden. Es aber so zu erleben, dass es auch die Seele und unser individuelles und kollektives Unbewusstest erreicht, ist noch mal eine ganz wesentliche Ebene tiefer, die not-wendig ist, damit wir immer mehr ganz selbstverständlich aus unserem tiefsten Selbst heraus in dieser Art leben und handeln und fühlen und so allmählich unsere Gesellschaft verändern und heilen können.
von Catherine Weitzdörfer 30 Mai, 2024
Sommersonnenwende – Litha – diese Zeit ist von der Schönheit der Natur her die perfekteste und prachtvollste im Jahr. Die hohen Wiesen mit ihren Blumen und den Gräsern, durch die der Wind in sanften Wellen streicht. Das üppige Grün und volle Laub, das jetzt inzwischen wieder an allen Bäumen zu sehen ist. Die maximale Leuchtkraft der Sonne, das Strahlen und die Weite des Himmels. Die kleinen Früchte, die an den Obstbäumen schon zu sehen sind, reife Erdbeeren, eine Fülle an Kräutern und Blüten in Wald und Flur und Gärten. Es ist die einzige Zeit im Jahr, wo wir einfach nur üppiges Leben sehen und noch keine einzige Spur vom Vergehen wahrnehmen können. Lasst uns das bewusst in uns aufnehmen und genießen! Ich denke, diese strotzende Lebenskraft, dieses Wunder des Lebens tut uns allen in dieser Jahreszeit immer wieder sehr gut! Lassen wir uns voll und ganz hinein fallen! Lasst uns barfuß gehen auf Mutter Erde, uns in eine Wiese legen, im Wald an einen Felsen lehnen und ihm zuhören, die jungen Vögel beobachten, die langen Tage draußen im Freien lebendig SEIN! Diese Leichtigkeit und Fülle, diese volle Kraft der Sonne und des Lebens, können wir nur jetzt, um die Sommersonnwendzeit, so richtig in uns aufnehmen. Denn tatsächlich trägt dieses Fest, das der Höhepunkt des Jahres ist, auch zugleich den Wendepunkt in sich. Dieses Paradox und die Vielschichtigkeit dieser Zeit finde ich jedes Jahr wieder so interessant – die Natur ist an ihrem Höhepunkt an Kraft und Fülle, trotzdem beginnt der Sommer erst so richtig und gleichzeitig wird das Licht ab hier wieder jeden Tag ein bisschen weniger. Das ist eines der großen Mysterien des Lebens: Im Höhepunkt des Einen liegt sein Gegenpol mit begründet. Daher feiern wir im Jahreskreis-Ritual nicht nur einfach ein nettes Fest, sondern wir steigen, wenn wir all dies tief auf uns und auch unsere Seele, unser Unterbewusstsein wirken lassen, wenn wir die Geschehnisse in der Natur bewusst leben und wahrnehmen, auch tief ein in diese mystisch-magische Dimension des Großen Ganzen. Im Ritual zum Jahreskreisfest tauchen wir ein in die Natur und die Fülle der wunderbaren Sonnwendpflanzen: natürlich das wie kein anderes Kraut die Kraft der Sonne verkörpernde Johanniskraut, das mit seinem herrlichen Geruch glücklich machende echte Labkraut und die kraftvolle, aufrechte Frauenpflanze Schafgarbe. Aus ihnen können wir die kleinen, magischen Sonnwendsträußchen binden, die die Energie dieser herrlichen Zeit bündeln und in sich tragen und die wir an jemanden weiter schenken, der oder die diese gerade sehr braucht. Auch gehen wir jedes Jahr die traditionelle Spirale, die das uralte spirituelle Symbol für Wendepunkte (des Jahres, des Lebens….) ist, aber auch dafür steht, ins tiefste Innerste zu gehen – ins Innerste von uns Selbst oder ganz in die Tiefe einer Erfahrung einzutauchen. In der Mitte der Spirale werden wir die Kraft dieser Zeit, das Wunder des Lebens, das Licht und die Wärme der hochstehenden Sonne ganz bewusst in uns aufnehmen, uns damit befüllen bis in jede Körperzelle, so dass wir gestärkt und aufgetankt bis zum Rand mit dieser kraftvollen Energie in die zweite Hälfte des Jahres weiter gehen können. Denn wir brauchen die Kraft dieser "Hohen-Zeit" (so der alte Name dieses Festes)! Zum Einen um das auszugleichen, was an Kraftanstrengung nach dem langen Winter oder auch nach herausfordernden Zeiten in unserem Leben hinter uns liegt und um zu bewältigen, was uns aktuell beschäftigt, was uns Ängste und Sorgen bereitet. Zum Anderen auch für die zweite Jahreshälfte, die vor uns liegt. Wir alle kennen das, wenn dann der Herbst kommt und wir das Gefühl haben, den Sommer noch gar nicht gehabt zu haben, nicht genährt, nicht „voll“ zu sein. Wir schieben das oft auf das Wetter oder andere Umstände wie Stress, zu viele Verpflichtungen etc. Ich denke aber, dass das meist eher daran liegt, dass wir die Kraft des Sommers, der Sonne und des Lichts nicht bewusst erlebt haben, nicht bewusst in uns aufgenommen und ja – nicht zelebriert haben. Daher ist das Leben mit den Jahreskreisfesten so wunderbar und hilfreich, denn so werden wir nie das Gefühl haben, eine Jahreszeit, jetzt speziell den Sommer und die Zeit des meisten Lichts, des vollen Lebens, „verpasst“ zu haben. Wir gehen immer bewusst mit der Energie der Zeit, erleben uns als verbunden mit der Kraft der Natur um uns herum und auch mit anderen, gleichgesinnten Menschen im Kreis in einer herzlichen Gemeinschaft. Wir tauchen miteinander tief ein in die Naturerfahrung, wir feiern, singen, trommeln und essen auch zusammen und genießen das Leben und die Leichtigkeit dieser Zeit in vollen Zügen, denn genau das ist die Einladung, die uns die Hohe-Zeit gibt! Folgt Ihr!!
von Catherine Weitzdörfer 18 Apr., 2024
Das klarste und eindrücklichste Zeichen, dass die Zeitqualität sich allmählich zu Beltane hin wandelt ist für mich immer dann, wenn mich die ersten Duftwolken blühender Büsche oder Bäume streifen. Ein genussvolles innerliches „Ahhhh...wie wunderbar“…..läutet dann in mir diese herrliche Zeit ein, in der auch schönerweise mein Geburtstag liegt. :-))) Beltane, der Beginn des Vollfrühlings, ist die Zeit der Sinnlichkeit, astrologisch die Zeit des Stiers, ein der Venus und damit der Schönheit und dem Genuss zugeordnetes Sternzeichen. Es ist die Zeit, in der die Natur geradezu explodiert und alle unsere Sinne wachrüttelt aus dem Winterschlaf. Die Zeit, in der sie uns mit Gerüchen betört. In der wir an den ersten warmen Tagen wieder mit unseren nackten Füßen über die Erde laufen oder in einem Bach waten können und der Wind wieder unsere Haut erreicht, weil wir nicht mehr so dick eingepackt sein müssen. In der wir Licht tanken und all die bunten Farben der Blüten-Fülle unsere Augen und damit auch unsere Seele erfreuen. In der das Konzert der Vögel tagein tagaus und von Morgens bis Abends unsere Herzen öffnet und in der auch die Geschmäcker wieder unsere Gaumen reizen, allem voran die wieder reichlich vorhandenen frischen Kräuter, die unseren Stoffwechsel in Schwung und damit auch den Körper aus der Winterstarre bringen und so richtig durchputzen. Ja, eine lebendige Zeit!! In alten Zeiten war das Maifest v.a. ein Fest der Fruchtbarkeit, denn diese war entscheidend für das Überleben der Menschen. Bereits jetzt wurden die ersten Weichen gestellt, ob man den nächsten Winter überleben würde. Wir können uns das heute nicht mehr vorstellen, aber wenn das Jahr kein gutes und fruchtbares war, wenn die Natur nicht freundlich gesonnen und die Elemente nicht in Harmonie waren, hatte das eine schlechte Ernte und damit unweigerlich Hunger und im schlimmsten Fall den Tod der schwächeren Mitglieder der Gemeinschaft zur Folge. Wenn wir uns da wieder hinein denken, können wir verstehen, dass alles getan wurde, um Fruchtbarkeit zu locken und zu feiern. Und natürlich war Fruchtbarkeit auch bei den Menschen wichtig für das Überleben der Sippen, denn sonst ging das Leben ja nicht mehr weiter. Die Menschen früher in der Zeit vor der Christianisierung dachten sehr bildlich und v.a. moralisch noch völlig frei und ungezwungen. Es brauchte einfach die Vereinigung von männlich und weiblich, damit Leben entstehen und fortbestehen konnte, das war eine wichtige Tatsache. Dies wurde auch als „Heilige Hochzeit“ von Göttin und Gott, von Erde und Sonne bezeichnet, denn den Ursprung allen Lebens sahen sie in der Verbindung von Mutter Erde, der Urgöttin oder Urmutter also, aus der alles Leben kommt, mit dem Sonnengott oder Lichtgott, der auch als Grüner Mann oder gehörnter Gott gesehen wurde. Dieser Lichtgott, oder Herr der Vegetation, der in unterschiedlichen Zeiten und Kulturen (also Jungsteinzeitlich bis hin zu den Kelten und Germanen) unterschiedliche Namen und Bezeichnungen trug, wurde zur Wintersonnenwende als Lichtkind in den dunklen Tiefen, im Bauch der Mutter Erde geboren, wuchs heran, befruchtete jetzt zu Beltane die weibliche Erde um dann zur Sommersonnenwende seine größte Kraft zu erreichen. Ab da stellte man ihn sich verwundet vor, getroffen von einem Speer oder Ähnlichem, so dass er allmählich wieder an Kraft verlor, bis er zum Ahnenfest ganz in der Erde verschwand, um dann eben dort im Bauch der Erde zur nächsten Wintersonnenwende wieder geboren zu werden. Und so wiederholt sich der Lebenszyklus immer und immer wieder seit und so lange es die Erde gibt. Die Verbindung von Männlich und Weiblich war also für unsere Vorfahren etwas Natürliches und sogar Wichtiges, ja Heiliges. Auch Sexualität war damals etwas Heiliges, denn sie brachte neues Leben hervor. Die Kirche hat sich ja dann so ziemlich alle Jahreskreisfeste einverleibt, hat sie einfach in der Bedeutung abgewandelt und die alten heidnischen Symbole umgewidmet, wie z.B. den Weihnachtsbaum, das Osterei oder den Hasen – alles uralte, heidnische Symbole und Bräuche. Nur bei Beltane hat die Kirche das einfach nicht hinbekommen. Wenn man bedenkt, dass die Menschen früher zu diesem Fest hinaus sind auf die Felder und sich in dieser sogenannten „Freinacht“ dort wild durcheinander geliebt haben, ist das auch irgendwie schwer vorstellbar und es ist klar, dass das den Hütern der keuschen Moral ein riesiger Dorn im Auge sein musste. Die vorchristlichen Menschen sahen das aber ganz anders, nämlich dass sie ihre eigene Sexualität und die damit verbundene Kraft und Fruchtbarkeit der Erde zum Geschenk machten, dass sie damit die Fruchtbarkeit der Erde und damit eine gute Ernte unterstützten. Kinder, die in dieser Nacht gezeugt wurden, wurden als ganz besondere Kinder betrachtet und in ihnen wurden besondere Fähigkeiten und eine besondere Kraft gesehen. Eine letzte Erinnerung an die eigentliche Bedeutung von Beltane, die bis heute überlebt hat, ist das Symbol dieses Festes schlechthin, der Maibaum, der sehr plakativ einen Phallus darstellt, der einen mit roten Bändern geschmückten Kranz oder sogar mehrere, durchbohrt. Lebenskraft sehr deutlich dargestellt! Ich weiß nicht, wie vielen von Euch diese Bedeutung des Maibaums bekannt ist, aber ich muss sagen, seit ich das weiß, schaue ich die Maibäume etwas anders an…. ;-) Und natürlich, das Maifest konnte nur als weltliches Fest überleben, komischerweise bei uns als Tag der Arbeit (jeder mag sich da jetzt selbst was dazu denken ;-) ). Die Kirche hat auf dieses Fest eine sehr standfeste und extrem keusche Heilige, die hl. Walburga, gelegt und den Mai gleich als kompletten Monat, sozusagen als der Unkeuschheit entgegengeschleuderte maximale Waffe, der Maria gewidmet, die ja bekanntermaßen jungfräulich schwanger wurde. Und was können nun wir hier und heute mit dem Maifest anfangen? Was kann es uns heute sagen? Natürlich, wie auch zu jedem anderen der acht Jahreskreisfeste können wir uns bewusst mit dem Lauf der Jahreszeiten verbinden. Wir können uns wieder in Erinnerung rufen, dass wir Teil der Natur sind, dass es auch für uns gut ist, mit diesen Zyklen zu leben und natürlich, dass es nicht selbstverständlich ist, dass wir immer einen gut gefüllten Teller haben und dass unsere Nahrung und damit auch unser Überleben untrennbar mit der Erde, den Elementen, den Pflanzen und den Tieren verbunden sind. Speziell zu Beltane steht für mich zusätzlich das Thema Männlich-Weiblich im Vordergrund. Und gerade in unserer jetzigen Zeit meine ich, dass es so wichtig ist, diese beiden Pole wieder in Einklang und v.a. auf Augenhöhe zu bringen. Deswegen gestalte ich das Ritual in der Regel, neben der großen Lebensfreude und dem sinnlichen Erleben der Natur, auch und insbesondere um diesen Aspekt herum. Wir bringen gemeinsam im Kreis Ausgleich und Heilung für eine gute und starke Männlichkeit, die stabil und unterstützend an der Seite einer Weiblichkeit steht, die wieder ganz in ihrer ursprünglichen Qualität und Kraft sein darf und darin und dafür respektiert und wertgeschätzt und nicht mehr gering geschätzt und abgewertet wird. Die weiblichen Qualitäten wie z.B. das Nährende, das Versorgende und Verbindende, das Weiche, das Fühlende, das Intuitive, die innige Verbindung zur Natur brauchen wir gerade sehr, wie ich ja bereits immer wieder geschrieben habe, damit unsere Welt und unsere Gesellschaft heiler werden und wir eine lebenswerte Zukunft gestalten können. Aber das reicht noch nicht. Denn wie uns die Natur deutlich lehrt, geht das Leben nicht ohne den Gegenpol, das Männliche, also das Stabile, Sicherheit gebende, das Zielgerichtete, gesund-aggressive etc. Diese beiden Prinzipien sowohl in jedem von uns selbst als auch in den Männern und Frauen, in der Natur und im Leben generell zu achten und zu respektieren, ein gutes Gleichgewicht zwischen ihnen herzustellen, das ist die Basis, auf der ein gutes, gesundes und liebevolles Leben möglich wird und dies machen wir im Ritual bewusst, sichtbar und fühlbar. Dazu lade ich jedes Jahr herzlich ein und freue mich, wenn vielleicht auch zunehmend mehr Männer mit in die Kreise finden, so dass wir das Männliche und das Weibliche gut vertreten haben für dieses in der aktuellen Zeit so wichtige Ritual!
von Catherine Weitzdörfer 13 Juli, 2023
Das Jahreskreisfest Lughnasadh, das Botfest, die Kräuterweihe….. sicher eines der kraftvollsten Jahreskreisfeste, denn in ihm begegnen wir der Schnitterin, von der ich weiter unten noch erzählen werde….. Heuer ist die Natur ja weit voraus. Eigentlich ist Lughnasadh, das terminlich am 2.8. oder, wenn mit dem Mond gefeiert wird, bei abnehmenden Mond oder zum Vollmond im August stattfindet, der Beginn der Kornernte und das erste der beiden Erntefeste. Dieses Jahr aber sieht man überall schon im Juli abgeerntete Felder, das erste Korn ist also längst geschnitten. Früher war die Getreideernte ein extrem wichtiger Zeitpunkt im Jahr. Man hat dankbar und rituell das erste Brot aus dem neuen Korn gebacken und entweder achtsam und freudig beim Jahreskreisfest verspeist oder aber man hat es wieder eingegraben und so symbolisch der Mutter Erde als Dank zurück gegeben. Auch die letzten Ähren ließ man am Feld, die sogenannte Kornmutter. Nie hat man früher alles genommen, das war einfach nicht passend. Man ließ immer etwas für die Natur zurück, für die Tiere, für die Geister. Man ist fest davon ausgegangen, dass es einfach zu nichts Gutem führen würde, wenn man alles nehmen würde. Interessant, denn für mich steht dahinter sehr klar, dass es ein Bewusstsein gegeben haben muss dafür, dass wir Teil der Natur sind und eingebettet in ihre Kreisläufe, zusammen mit vielen anderen lebendigen Wesen aller Art, unserer Mitwelt also. In Gedanken sehe ich da einen Kreis, d.h. dass alle Menschen, Tiere, Pflanzen, Steine und was sonst noch in der Natur ist, gleichberechtigt diese schöne Erde bewohnen und keiner mehr oder weniger wert ist als der andere und dadurch natürlich auch keiner mehr oder weniger für sich beanspruchen kann, dass wir also gerecht teilen. Das empfinde ich als ein sehr schönes Bild, denn so wird in einer solchen „Kreisgesellschaft“, zu der nicht nur die Menschen gehören, Friede, Fülle, Mitgefühl und Fürsorge füreinander reichlich vorhanden sein. In den wenigen noch existierenden matriarchalen Kulturen ist das übrigens noch heute der Fall, so wie es bei uns vor einigen Tausend Jahren auch für sehr lange Zeit war. Die Kornernte hat also schon begonnen und wir sind mittendrin in der Zeit von Lughnasadh. Der Name des Festes kommt von dem keltischen Gott Lugh, ein sehr weit verbreiteter Gott im keltischen Raum, der Gott des Lichtes, sein Beiname war "Der Leuchtende". Lugh, der „Meister aller Künste“, ist Gott des Handwerks, der Kriegs- wie auch der Dichtkunst, Spender des Heils und Magier. Er durchdringt mit seiner Hitze in dieser hochsommerlichen Zeit alles, was noch zur Reife kommen muss und bringt so die Süße in den Früchten und die maximale Kraft in den Kräutern hervor (durch die hohe Konzentration der ätherischen Öle, die dadurch entsteht). Er verkörpert somit das Prinzip der Vollendung, führt letztlich auch zum Verblühen und Versamen und somit zum Vergehen, aus dem ein neues Werden entstehen wird. Er wurde sehr hoch geschätzt in keltischen Zeiten und viele bedeutende Orte wurden nach ihm benannt wie z.B. Lyon (Lugdunum) oder andere. Natürlich hat er auch die entsprechende Göttin an seiner Seite, die Erd- oder Erntegöttin, die viele verschiedene Namen hatte in den verschiedenen Regionen Mitteleuropas. Im nordischen, in der Edda, entspricht der Gott Loki dem keltischen Lug. Hier gibt es die schöne Geschichte, an die ich, seit ich sie kenne, immer wieder denken muss, wenn ich an einem abgeernteten, goldenen Kornfeld vorbei komme. Loki hat der Kornmutter, der Erdgöttin Sif, die wiederum die Frau des Donnergottes Thor war, die wunderschönen, langen goldenen Haare abgeschnitten. Dies hat ihren Ehemann natürlich sehr erzürnt und er zwang Loki dazu, das Haar zu ersetzen. Dieser machte das, indem er zwei Zwerge dazu brachte, das Haar wieder wachsen zu lassen und jedes Jahr wiederholt sich diese Geschichte. Die Zwerge lassen ab dem Frühjahr die goldenen Haare der Sif wieder wachsen bis Loki, der Gott des Hochsommers und der Hitze, sie wieder abschneidet, was Thor erzürnt (Sommergewitter). Wie schön bildlich diese alten Geschichten doch das Geschehen in der Natur abbilden, oder? In den alten Kulturen wurde dieses geerntete Gold gefeiert und die Frau des Hauses buk, wie schon erwähnt, rituell das erste Brot aus dem neuen Korn. Dies war eine wirklich feierliche Handlung! Zu dieser Zeit hatten die „Hausfrauen“ auch noch extrem hohes Ansehen, es war ja quasi Alchemie, dass sie mithilfe des Feuers aus dem Korn wohlschmeckendes Brot erschaffen konnten. Die Frauen waren daher die Nährenden, all die Handlungen wie backen, kochen, das Heim wohlig machen, Wärme und Geborgenheit geben, all das wurde sehr hoch geschätzt und die Frauen hatten ein hohes Ansehen. Die auch heute noch hochstehende „Lady“ kommt vom angelsächsischen „hlofdige“, was „Brotteigkneterin“ bedeutet…. Ob das den englischen Ladies und ihren Lords wohl bewusst ist? Und ob die noch selber den Brotteig kneten? ;-) In den Frauenkreisen versuche ich in uns, auch in der heutigen Zeit, die Erinnerungen daran aus dem Verborgenen und aus dem Vergessen wieder hervor zu holen, das Bewusstsein dafür wieder zu finden, dass all diese alltäglichen Dinge eigentlich weibliche Magie sind, dass sie große Kraft haben und sehr hoch zu werten sind! Vielleicht kann das auch für meine Leserinnen hier ein kleiner Impuls sein, beim nächsten Kochen oder Backen da einmal hin zu spüren und ganz bewusst Gutes, Kraft, Magie und Liebe in das Essen zu rühren oder zu kneten und v.a. sich dessen bewusst zu sein, dass all diese Tätigkeiten, die heute oft als „Heimchen am Herd“ abgewertet werden, in Wahrheit die ganz wesentlichen Dinge des Lebens sind, wertvoll und unersetzlich und dass ihnen eine ganz besondere Kraft innewohnt. Der Aspekt, der dieses Jahreskreisfest aber so besonders kraftvoll macht, wie ich eingangs schon erwähnt hatte, ist die Figur der Schnitterin. Die Schnitterin verkörpert einen Aspekt der alten dreifachen Göttin, mit der die Menschen schon in vor-keltischer Zeit lebten, die sich wandelt von der weißen (der jungen, freien Frau) über die rote (die Mutter und fruchtbare Frau) hin zur schwarzen Göttin (die alte Weise). Darin erkennen wir die drei Hauptaspekte weiblichen Lebens, die wir auch im Jahreslauf in der Natur und bei Mutter Erde sehen können. Jetzt, zum ersten Erntefest, das im Lebensalter des Menschen ungefähr der Zeit um die 50 entspricht, kommen die ersten Aspekte der schwarzen Göttin ins Spiel, das Gewand der roten Göttin färbt sich sozusagen dunkelrot. Die Schnitterin ist es, die das Korn schneidet. Sie weiß, durch die Erfahrung und die Reife, die sie im Leben bereits erlangt hat, wann ein Schnitt gesetzt werden muss, wann dem Getreidehalm oder dem Heilkraut der Tod gebracht werden muss, damit das Leben weiter gehen kann. Sie weiß um Werden, Vergehen und Wieder-werden. Sie hat die Kraft zu durchtrennen, wo es nötig ist und damit auch zu lösen, was dem Leben nicht dienlich ist. Ich persönlich empfinde diesen Archetyp der Schnitterin als eine ganz großartige, jedoch auch sehr stark Respekt einflößende Figur mit einer sehr tiefen, aber auch ruhigen und zentrierten Kraft, die sich aus Lebenserfahrung und Weisheit speist. Und ich nehme sie bei aller Kraft trotzdem als im Kern gütig, weich und liebevoll wahr, denn das ist der allertiefste Aspekt, der dem Bild der Ur-Göttin in allen ihren drei Erscheinungsformen, und damit auch Mutter Erde innewohnt: die allumfassende, tiefe, mütterliche Liebe, nährend, Geborgenheit, Schutz und Halt gebend, kompromisslos und mitfühlend zugleich, immer darauf ausgerichtet, was dem Leben und damit dem großen Ganzen dient. Ihr Symbol ist die Sichel, die damit auch das Symbol dieses Jahreskreisfestes ist, denn mit ihr schneidet sie das Korn und mit ihr werden wir auch in unserem Ritual zu diesem Fest durchtrennen und lösen, was uns belastet, beschwert, was ausgedient hat oder was einfach faul und morsch und damit nicht dem Leben dienlich ist. Für mein Empfinden ist die Schnitterin heuer sehr präsent. Das mag aber auch nur mein persönlicher Eindruck sein, denn mir ist sie gerade besonders nahe, da ich vor kurzem die Schwelle zur 50 überschritten habe, nun also, was das Lebensalter betrifft, in ihrem Einflussbereich oder aber auch in ihrer Begleitung bin. Sehr berührt hat mich da, dass ich zu diesem besonderen Geburtstag tatsächlich auch von einer jungen, und doch schon sehr weisen Frau, zu diesem Anlass eine wunderschöne Sichel bekam – ein sehr stimmiges Geschenk. Sie wird im Ritual dieses Jahr in der Mitte ihren Platz haben und mit ihr werden wir alle im Kreis symbolisch unsere kraftvollen Schnitte machen! Durch das aktive Leben mit dem Jahreskreis und all seinen Aspekten bekommen wir jedes Jahr wieder die Gelegenheit, uns mit all den unterschiedlichen Archetypen zu verbinden und ihre besonderen Eigenschaften und Qualitäten für unser Leben zu nutzen, egal, in welchem Alter wir uns in Wirklichkeit gerade befinden. So können wir uns beispielsweise im fortgeschrittenen Alter jeden Frühling mit der frischen und erneuernden Kraft der Kindheit, der Jugend und des Neubeginns verbinden oder umgekehrt kann man als junger Mensch die Energie des Herbstes und Winters, des Erntedanks, der Ahnenzeit oder der Rauhnächte, nutzen, um tief in sich selbst die Ruhe und Weisheit der oder des alten Weisen in uns tief drinnen zu erspüren. Bewusstes Leben mit der Natur hat so viele hilfreiche und wunderbare Gaben in sich, wir brauchen einfach nur wahrzunehmen, hinzuschauen, zu spüren und uns einzulassen! So kann unser Leben leichter fließen….. Ja, und so wünsche ich Ihnen und Euch allen einen guten Sommer, die Kraft von Lugh und der Schnitterin an der Seite, so dass die Sonne und Wärme des Hochsommers Euch tief durchdringen und Klarheit und liebevolle Stärke Euch begleiten mögen! Herzlich, Catherine Weitzdörfer
von Catherine Weitzdörfer 05 Juni, 2023
Magischer Bayerwald…. Ja, das mag er gewesen sein, der Wald. Doch beim Anblick der reinrassigen Fichtenplantagen von heute überkam mich mal wieder so sehr die Traurigkeit, Wut und Fassungslosigkeit darüber, was die Menschheit da anstellt mit der Natur und mit der Erde, wie der Mensch das Gleichgewicht stört und vernichtet, wo er nur kann…. Natürlich kann einem da nur der Gedanke kommen, dass der Borkenkäfer ein Helfer des Waldes ist, der uns deutlich zeigt: so ist das nicht richtig, so geht das nicht! Dabei ist die Fichte an sich ein so wunderbarer, zutiefst mütterlicher, segnender und heilkräftiger Baum und gerät aufgrund dieser Monokulturen seltsamerweise auch bei Naturliebhabern in Misskredit. Doch weder hat die Fichte selbst in diesen Steckerl-Plantagen ausreichend Raum sich zu entfalten, noch hat sie ein Umfeld, das für sie selbst und andere Pflanzen und Tiere ein guter Platz zum Leben sein kann…..
von Catherine Weitzdörfer 02 Juni, 2023
Wir nähern uns dem Maifest! Die Obstbäume und Sträucher blühen in rosa und weiß und es kommen immer wieder herrliche Duftwolken an unserer Nase vorbei – für mich jedes Jahr der eindeutige Hinweis, dass Beltane nahe ist. Das Maifest ist das Fest der Sinne schlechthin, das Fest des Genießens, das Fest des Lebens. Gegenüberliegend auf dem Jahresrad finden wir das Ahnenfest Samhain / Halloween, das Fest für die Toten. Beltane dagegen ist der Gegenpol, das Fest für die Lebenden mit allem, was zum Leben dazu gehört. Es war einst das Fest des Sommerbeginns (da war es etwas wärmer auf der Erde als jetzt) und der heiligen Hochzeit zwischen der Muttergöttin (der Erde) und dem gehörnten Gott oder dem grünen Mann oder dem Sonnengott, seine Gestalt wechselt je nach Region und Zeit und Überlieferung. Gleich bleibt aber, dass es immer um die Vereinigung des männlichen und weiblichen Prinzips geht, damit das Leben weitergeht und Fruchtbarkeit möglich ist auf dieser wunderschönen Erde. Ganz wichtig für die Lebendigkeit und das Wachstum sind auch die Naturwesen, die besonders zu Beltane sehr aktiv und präsent sind (und auch noch zur Sommersonnenwende, wie in Shakespeares Sommernachtstraum zu lesen ist), also die Elfen, Feen, Zwerge und Faune. Alles nur Märchen? Kinderphantasien? Tja, das dachte ich auch mal. Ja, die Kinder können diese Wesen bis zu einem bestimmten Alter oft noch sehen, aber wir Erwachsenen erklären ihnen dann, dass sie sich das nur einbilden und dass das ja nicht „echt“ ist. Tatsächlich verliert sich diese Wahrnehmung auch ganz von selber wieder in den meisten Fällen wenn wir älter werden. Aber sind die Naturwesen dann deshalb ganz bestimmt nur Phantasiewesen? Nun, ich habe inzwischen ein paar Menschen getroffen, die sagen, dass sie die Naturwesen sehen können. Ich selber kann das nicht, meine aber, dass ich ihre Anwesenheit an bestimmten Plätzen fühlen kann. Dort ist dann eine sehr besondere Lebendigkeit zu spüren und es „packt“ einen irgendwie etwas an diesen Orten, das man aber nicht richtig fassen und erklären kann, es flirrt könnte man sagen. In GB gab es einen Mann, Roc genannt, mit vollem Namen R. Ogilvie Crombie (1899 - 1975), der ausführlich von seinen Begegnungen mit den Naturgeistern berichtet und mich damit in meiner eigenen, intuitiven Wahrnehmung bestätigt hat. Er war eng verbunden mit der Findhorn Gemeinschaft in Schottland, die wir 2019 besucht haben, ein wirklich wunderbarer Ort. Dort wuchsen an einem völlig ungeeigneten Platz was die Bodenbeschaffenheit angeht (Sanddünen), unfassbare Erträge an Gemüse und anderen Pflanzen, rein aus dem geistigen Verbinden und der Kommunikation mit den Wesen der Natur. Mich hat dieser Mensch Roc sehr berührt und ich finde seine Schilderungen einerseits total phantastisch und gleichzeitig sehr geerdet und authentisch. Er selbst erklärt die Wahrnehmung dieser Wesen auch als eine Energie, die spürbar ist, die Lebenskraft, die allem innewohnt letztlich, doch da der menschliche Geist einfach Formen braucht um sich etwas vorstellen zu können, das er unspezifisch wahrnimmt, entstanden die Bilder von Feen, Elfen etc. Zur weiteren Lektüre kann ich zwei Bücher sehr empfehlen, wenn Ihr da mal tiefer vordringen wollt in diese zauberhafte, lebendige Welt der Naturwesen, die so voller Liebe ist: 1. Der magische Garten von Findhorn (https://www.aurinia-shop.de/de/findhorn-gemeinschaft-der-magische-findhorn-garten) und 2. Der Mann, der mit den Elfen sprach (https://www.pranahaus.de/der-mann-der-mit-den-elfen-sprach-3610600 ). Ja und nun zurück zu Beltane: da es die vorrangige Aufgabe der Naturwesen ist, wachsen zu lassen, Leben anzuregen und Lebendigkeit zu verströmen, ist es nur naheliegend, dass dieses Fest genau das ihre ist. Vielleicht kommt ihr gelegentlich auch an Plätze, gerade jetzt in dieser aufbrechenden Zeit, wo ihr diese besondere Qualität spüren könnt…. Wenn Ihr mögt, öffnet Euch doch einfach mal dafür und beobachtet mit allen Sinnen (auch den inneren), was geschieht! Über Erfahrungsberichte freue ich mich!
von Catherine Weitzdörfer 02 Juni, 2023
Ich komme an einen zauberhaften Platz, ein Garten, ein verwunschener Platz, sehr naturbelassen, mit großen Bäumen, Hasel- und Holunderhecken, völlig geschützt vor der Welt draußen. Als ich näher komme, sehe ich die Feuerstelle und darum herum einen Kreis schattenhafter alter Frauen, die mich freundlich zu sich her winken. Ich kann die Frauen mehr fühlen und ahnen, als sie sehen. Ich bin hierher gekommen, um eine Feuerzeremonie im Frauenkreis durchzuführen, habe alles, was ich dazu brauche mitgebracht und lege es neben dem runden, aus großen Steinen angelegten Feuerplatz ab: trockene Zweige und größere Äste, die ich speziell zu diesem Zweck gesammelt habe, Papier, Anzünder aus Sägespänen und Bienenwachs, ein Feuerzeug. Die Schattenfrauen nicken wohlwollend. Zuletzt nehme ich noch meinen Herdstein heraus und lege ihn neben die Feuerstelle auf die Erde. Er wird unser Feuer mit den Herdfeuern aller Frauen aller Zeiten verbinden und es verankern in der Kraft aller Feuerzeremonien vor uns. Die Schattenfrauen rücken ein wenig zur Seite und nicken mir aufmunternd zu. Ich bereite das Feuer vor, lege Papier aus, darin die Anzünder, gebe einige kleine und dünne Zweige darüber, dazu noch ein paar kräftigere Äste oben drauf. Dann entzünde ich das Feuer und schnell lodern die Flammen empor. Es prasselt und knistert. Rauch steigt auf und hüllt mich in seinen schützenden Mantel ein. Die Flammen spielen mit Licht und Schatten und geben wohlige Wärme. Es geht gut an, das Feuer, und ich gebe noch ein paar kräftige Zweige hinzu, so dass es sicher und gut brennt. Dann nehme ich meine Trommel und schlage einen kräftigen, rufenden Rhythmus. Da sehe ich auch schon die Frauen kommen, die mit mir in dieser Feuerzeremonie im Kreis sein werden. Sie nähern sich und nehmen um das Feuer herum ihre Plätze ein, während die Schattenfrauen ein wenig zurück weichen und einen schützenden Kreis um uns herum bilden. Als alle angekommen sind und gut am Feuer sitzen, lasse ich die Trommel wieder schweigen. Stille tritt ein, nur das Prasseln des Feuers ist zu hören. Nachdem ich noch ein paar Äste nachgelegt habe und mit einem weiteren Stock das Feuer arrangiere und pflege, so dass die Flammen gut Nahrung haben, nehme ich die mitgebrachten Gläschen mit Salz, Erde und Salbei heraus. Ich gebe zunächst eine Prise Salz als Gabe für Wahrheit und Klarheit ins Feuer und reiche das Glas dann herum und jede Frau macht es ebenso. Dann gebe ich eine Prise Erde in die Flammen für die Erinnerung und zur Ehrung aller Frauen und aller Feuer vor uns, und alle Frauen reihum tun es mir gleich. Zuletzt gebe ich noch den Salbei hinzu für Weisheit und Magie, die Frauen im Kreis ebenso. Als letzte Gabe an das Feuer schenkt jede Frau den hell leuchtenden und wärmenden Flammen einen mitgebrachten Ast, umwickelt mit rotem Garn und bemalt mit rotem Ocker – ein Symbol für unsere große weibliche Kraft und für unsere Fruchtbarkeit und unsere tiefe Verbundenheit mit unserer Urmutter, der Mutter Erde. Wir sitzen und spüren nicht nur die äußere Wärme des Feuers, sondern in uns allen wird beim Blick in das magische Licht der Flammen das Herz weit und warm. Die urzeitliche Erinnerung an die vielen Feuer, um die wir Frauen schon zusammen gesessen sind, wird wach. Die Verbundenheit, die Nähe, das Mitteilen und Zuhören und Mitfühlen, die Schwesternschaft erwacht in der Tiefe unserer Knochen. Und so geben wir unsere Worte ins Feuer. Jede der Frauen reihum teilt, was ihr Herz gerade teilen möchte, was Erleichterung sucht im Gehörtwerden durch die Schwestern am Feuer, wovon ihre Seele überfließt. Manche Schwester teilt auch ihre Stille und alle anderen halten sie darin in der Seelenwärme des Feuerkreises. Eine teilt ihre Tränen, eine andere ihr Lachen, die eine ihr Lied, die andere ein Gebet und ein Sehnen. All das wird getragen und beleuchtet durch das helle, warme Feuer, wird geschützt durch den aufsteigenden Rauch, wird verankert in der leuchtenden Glut und träumt am Ende weiter in der hellen, feinen Asche. Und jede gibt dann eine Handvoll getrocknete Kräuter und Harze ins Feuer und ehrt es damit und gibt ihren Dank, und die Flammen antworten und lodern hell auf. In Stille sitzen alle Frauen noch im Kreis, bis das Feuer erloschen ist und die Kühle der Nacht spürbar wird. Jedoch im Herzen und in der Seele zutiefst gewärmt und gestärkt lösen wir den Kreis auf. Ich nehme etwas von der Asche mit mir und bewahre sie auf, zusammen mit der Asche vieler anderer Feuer, die sich auf diese Weise verbinden und ihre Kraft miteinander verweben. Wir verlassen diesen märchenhaften, magischen Platz und überlassen ihn wieder den Bäumen, den Haseln, dem Holunder, den Tieren und den Naturwesen, die hier leben. Was wir mitnehmen in unsere Leben ist die tiefe Kraft und Wärme des Schwesternkreises ums Feuer und die uralte Erinnerung, die wir in unseren Knochen erweckt haben. So können wir wieder erfüllt, das Lied unserer Seele wieder hörend, mit uns selbst und mit den anderen Frauen im Herzen verbunden, unseren alltäglichen Aufgaben nachgehen. Denn was ist das Feuer, was ist der Herd letztlich anderes als ein Bild für das menschliche Herz, für die Liebe, die Wärme, das Mitfühlen, die Freundlichkeit und Gastlichkeit, die Kreativität und Lebensfreude, die ein menschliches Herz empfinden und geben kann, gewärmt an einem Feuer, das flackert und brennt mit der Ausrichtung und der Absicht, in der es entfacht und genährt wird. Und da ist es völlig egal, ob es ein Holzfeuer ist oder eine Kerze auf einem Tisch in einem gastlichen Haus. Denn das Herz ist es, das den Geist des Feuers erweckt oder eben nicht. Und wenn es die Herzenswärme ist, die das Feuer brennen lässt, dann sind auch die Schatten-Ahnfrauen immer in der Nähe, geben uns Begleitung, Schutz, Ausrichtung und Ahnungen. Zu jeder Zeit in allen Zeiten und an allen Orten. Anmerkung: oibelo ist das proto-keltische Wort für Feuer/Flamme; proto-keltisch ist die hiesige mitteleuropäische Ur-Muttersprache, überliefert aus der Bronzezeit. Sie wanderte dann hinauf bis auf die britischen Inseln. Aus dem dort heute noch gesprochenen Gälisch wurde das Proto-Keltische rekonstruiert. © Copyright 2023 CATHERINE WEITZDÖRFER . NATÜRLICHKEIT LEBEN Dr.-Gessler-Str. 18 . 93051 Regensburg . Tel. 0941 5674227 kontakt@natuerlichkeit-leben.de . www.natuerlichkeit-leben.de
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